Alle Filme werden im Filmmuseum München
St. Jakobs-Platz 1,
im Stadtmuseum gezeigt.
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alle früheren Filme:
Wie kommen spannungsreiche Geschichten zustande? Treibt Schicksal, Fügung oder gar Notwendigkeit die Handlung im Film-Leben an? Diese Frage stellen wir in unserer neuen Staffel mit Spielarten von „Zufall“ in
komödiantischem und tragischem Gewand.
Krysztof Kieslowskis PRZYPADEK (DER ZUFALL MÖGLICHERWEISE) von 1991 fragt nach Zufall, Verantwortung und Selbstbestimmung des Subjekts in zugespitzten politischen Situationen. Glückhaftes Kennenlernen, erotischer
Kairós und
der schmale Grat, auf dem die Akteure mit Absturzgefahr wandeln, zeigt Woody Allen in MATCH POINT (2005) – Verbrechen inbegriffen. Eine besondere Form von Koinzidenzen ermöglicht dem Filmproduzenten in THE PLAYER
(Robert
Altmann, 1992) sein sinisteres Larvieren, ein subtil auf das Filmemachen selbst verweisendes Werk. MY MAN GODFREY (Gegory La Cava, 1936) führt in die Depression der USA der 30er Jahre; eine atemlos-konstruierte
Gesellschaftskomödie mit exaltierten Frauen am Rande des Zersplitterns ihrer Welt der Reichen durch ein Spiel des Zufalls, der ihnen ein pauperisiertes männliches Alter-Ego zuführt.
Wir hoffen, dass dem Publikum und uns möglichst viele Einfälle zu diesem Schicksalsthema zu-fallen!
Corinna Wernz
Sonntag, 10. März 2024, 18.00 Uhr
Match Point UK, US, LU 2005 | R & D: Woody Allen | K: Remi Adefarasin | Mit: Jonathan Rhys Meyers, Scarlett Johansson, Emily Mortimer, Matthew Goode
| 119 min | OmU |
Einführung und Moderation: Vivian Pramataroff-Hamburger & Andreas Hamburger
In Woody Allens MATCH POINT regiert der Zufall den Verlauf der Handlung. Der Tennislehrer Chris (Jonathan Rhys Meyers) gelangt durch eine glückliche Fügung in die Familie des wohlhabenden Tom (Matthew Goode). Und
ganz zufällig zeigt dessen Schwester Chloe (Emily Mortimer) sofort Interesse an ihm. Zwar ist Chris von Toms attraktiver Freundin Nola (Scarlett Johansson), einer erfolglosen Schauspielerin, angezogen, aber er
zögert nicht, sich mit Chloe zu verloben: Sie ist die Gelegenheit, die er beim Schopf ergreift. Was nicht ausschließt, dass Nola und Chris ebenfalls zugreifen… Schon zu Beginn des Films hat Chris sein Lebensmotto
formuliert: "I'd rather be lucky than good". Freilich – eine Kette unerwarteter Wendungen (mehr wird hier nicht verraten) könnte alles auf den Kopf stellen und das ersehnte und ergriffene Glück in einen Absturz
umschlagen lassen. Chris‘ Motto wird auf eine harte Probe gestellt – die wiederum nur der Zufall entscheidet. Unsere psychoanalytische Lektüre des Films wird nach dem Zufall als psychische Größe fragen: Warum
genießen wir so sehr die Macht der Fortuna, die ebenso blind ist wie ihre Kollegin Justitia?
Sonntag, 14. April 2024, 18.00 Uhr
Przypadek (Der Zufall möglicherweise) Polen |R & D: Krzysztof Kieślowski | K: Krystof Pakulski | M: Wojciech Kilar| Mit: Boguslaw Linda, Tadeusz Lomnicki,
Zbigniew Zapasiewicz, Marzena Trybala | 114 min | OmU |
Einführung und Moderation: Eva Friedrich, Irmgard Nagel
Was wäre wenn? Mit dieser Zufalls- Schicksalsfrage gestaltet Kieślowski drei verschiedene Lebensvarianten seines Protagonisten Witek und macht auf komplexe Weise spürbar was nicht nur das politische Leben in Polen
1981, sondern viel umfassenderunser individuelles und metaphysisches Leben bestimmt.
Witeks Vaters letzte Worte sind: „Du musst nicht“. Jetzt rennt er auf dem Weg der Selbstfindung und Selbstbestimmung einem Zug hinterher. Er erwischt ihn knapp und gerät in Regierungskreise. Er erwischt ihn nicht
und gerät in
ein Straflager, wo er Kontakt zur Opposition bekommt. In der dritten Version erreicht er den Zug und lernt eine Frau kennen, er wird Arzt und gründet eine Familie. Im Flugzeug auf dem Weg nach Paris, er soll dort
seinen Chef
vertreten, entsteht der Schrei: „Niet“, der den Film eröffnet und uns erreicht.
Nach dokumentarischen Filmen ist PRZYPADEK einer der ersten Spielfilme Kieslowskis in denen er sein Leitthema zur Darstellung bringt: Zufall, Schicksal, Verantwortung, Selbstbestimmung. Er, der große polnische
Regisseur tut es
auf eine einzigartige meisterhafte Weise, mit feinster Kenntnis der Filmtechnik und –ästhetik und seinen komplexen Vernetzungen von Handlung und Inhalten. Seine Fragen sind bis heute berührend und relevant.
Sonntag, 9. Juni 2024, 18.00 Uhr
My Man Godfrey USA, 1936| R: Gregory La Cava |D: Morrie Ryskind, Eric Hatch | K: Ted Tetzlaff |M: Charles Previn | Mit: William Powell, Carole Lombard,
Mischa Auer | 94 min | OmU
OmU
Einführung und Moderation: Salek Kutschinski, Mathias Lohmer, Corinna Wernz
Zwei reiche überspannte New Yorker It-Girls (herrlich überdreht: Carole Lombard) nehmen an einer extravaganten Party im Waldorf-Ritz Hotel teil. Auf dieser Party wird zu wohltätigen Zwecken eine Schnitzeljagd
veranstaltet, bei der unter anderem nach einem „forgotten man“, einem durch die Jahre der Depression um seine Existenz gebrachten Armen, gesucht werden muss. Auf einer Müllhalde treffen sie unter den dort lebenden
Obdachlosen zufällig auf Godfrey Parke (William Powell), der eine ganz eigene Geschichte von Höhenflug und Fall hinter sich hat – und nun beginnt eine temporeiche Screwball Comedy, in der nichts so ist, wie es
scheint, zufällige Begegnungen eine entscheidende Wendung bringen, und niemand so genau weiß, ob er auf der Gewinner- oder Verlierer-Seite steht.
Diese archetypische US-Komödie der 30er Jahre zeigt, durchaus zeitkritisch, das Roulette-Rad gesellschaftlicher Auf- und Ab-Bewegungen während der großen Depression, zeittypische Frauen-Exaltiertheit und
Gentleman-Coolness, Slapstick und unfassbar schnelle Dialoge, die oft improvisiert in Szene gesetzt wurden.
Zufall - ein elementares Ingredienz für Humor, Spannung und dramaturgische Linie!.
Sonntag, 7. Juli 2024, 18.00 Uhr
The Player USA 1992 | R: Robert Altman | D: Michael Tolkien | K: Jean Lépine | M: Tomas Newman | Mit: Tim Robbins, Greta Scacchi, Fred Ward, Whoopi Goldberg,
Peter Gallagher, Cynthia Stevenson | 124 min | OmU |
Einführung und Moderation: Matthias Baumgart
Filmproduzent Griffin Mill (Tim Robbins) ist ein mächtiger, ständig umworbener Entscheidungsträger. Aber er hat Schwierigkeiten: Seine Stellung ist durch einen gewieften Rivalen (Peter Gallagher) gefährdet, und er
hat in einem spontanen Handgemenge einen lästigen Autoren und vermeintlichen Drohbriefschreiber umgebracht – die Drohungen gehen aber weiter. Eine freche Polizistin (Whoopi Goldberg) und auch der Sicherheitschef
des Studios (Fred Ward) setzen dem verunsicherten Griffin zusätzlich zu. Dennoch erobert er June (Greta Scacchi), die schöne Freundin des Ermordeten und schmiedet Ränke gegen seinen Konkurrenten. Recht beliebige
Umstände scheinen jeweils darüber zu entscheiden, ob Griffin weiterhin durchkommt. Andererseits ist der Film vielfach selbstreferentiell. Nicht nur spielt die Handlung im Filmbusiness, sondern der Film selbst gibt
sich von der ersten Einstellung an (wir sehen und hören eine Filmklappe) als gemachtes Produkt einer Industrie zu erkennen, die im Umgang mit der Zuschauerschaft eben gerade nichts dem Zufall überlässt. THE PLAYER
zeigt so, welches Spiel er mit uns spielt und regt damit an zum Diskurs über das, was unsere Erwartungen an Zufälle determiniert.
Alle Filme werden im Filmmuseum München, St.Jakobs-Platz 1 gezeigt.
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